“Every wall is a door” (Sol LeWitt)
Ich starre die Wand an. – eine sprichwörtlich gewordene Handlung, die im Grunde eine Nicht-Handlung, eine Handlungsunfähigkeit ausdrückt, mangelnden Antrieb, Agonie und damit eine innere Leere, die von der Ausdruckslosigkeit der leeren Wand reflektiert wird. Etwas unsympathisch treten sie auf, die innere und die äußere Leere, kein Wunder also, dass wir sie eher scheuen. Horror vacui, also die Angst vor der Leere, und – daraus resultierend – der Antrieb Leerstellen unbedingt füllen zu müssen, scheinen auch den Stadtraum und seine Akteure zu beherrschen. Egal ob Immobilienspekulant oder Sprayer: die Leere muss gefüllt werden. Dabei hat diese auch etwas zu bieten, Ruhe zum Beispiel und Möglichkeitsraum, also zwei der Bedingungen für Schaffenskraft.
Thilo Droste setzt sich im dritten Teil der Ausstellungsreihe des Kunstvereins Neukölln zum Thema „Raumerkundung“ mit der Dialektik der Leere auseinander. Sein Ansatz ist es, die Leerstelle als Geschenk an den Anderen im öffentlichen Raum zu installieren und diese von Unbekannten füllen zu lassen. In einem anderen Teil der Arbeit, wird er die Leerstellen in privaten Räumen durch einen Diebstahl auf Einladung herstellen. Die Ergebnisse dieser Experimente werden schließlich in den Ausstellungsraum überführt und wie Satelliten berichten von Orten der unmittelbaren städtischen Umgebung, von den Menschen, die in ihr leben, diese bewohnen und die in dieser Arbeit die Rolle des Künstlers einnehmen. Dabei werden die Grenzen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit ebenso hinterfragt, wie jene zwischen Produktions- und Präsentationsort und schließlich von Innen und Außen. „Jedenfalls können das Drinnen und das Draußen, wenn sie in der Phantasie erlebt sind, nicht mehr einfach als reziprok angesehen werden.“ (Gaston Bachelard: Die Poetik des Raumes) | Text: Anne Brannys
Die Ausstellung wird kuratiert von Susann Kramer
Mit freundlicher Unterstützung: