Der Kulturbetrieb schließt, wir öffnen: #bisaufweiteres
In einer vorerst unbefristeten Ausstellungsreihe reagiert der Kunstverein Neukölln auf die notwendig gewordene, erneute Schließung von Kunsträumen. Geplante Ausstellungen wurden auf unbestimmte Zeit verschoben, eine verlässliche Planung erscheint vorerst nicht möglich zu sein.
Aus diesem Grund führen wir ein für uns neues Format ein: Die Solo-Schaufensterausstellungen.
Bis auf weiteres werden in einem zweiwöchigen Turnus zu den Öffnungszeiten die Fenster zum Ausstellungsraum geöffnet. Zu sehen sein werden raumgreifende Installationen, die sich den Besucher*innen sowie spontanen Flaneur*innen offenbaren. Die Themen mögen von der aktuellen krisenhaften Situation beeinflusst sein oder sich allgemeinen künstlerischen Fragestellungen und Ausdrucksweisen verpflichten.
Erst wenn es absehbar ist, dass unsere Räume wieder von einem breiten Publikum tatsächlich besucht werden können, möchten wir – und das möglichst bald – zum regulären Ausstellungsbetrieb zurückkehren. Bis dahin stellen wir unseren Kunstverein als Präsentationsort unterschiedlichen Künstler’innen zur Verfügung. Wir bleiben damit für Sie und die Kunst offen.
Den Auftakt zur neuen Ausstellungsreihe macht Irene Anton mit ihrer bereits 2010 entwickelten Installation pandemic nightmare, deren künstlerisches Szenario aktueller denn je auf unsere Gegenwart reagiert.
Destruktive Elemente üben seit jeher eine Faszination auf die Menschheit aus. Betrachtet man beispielsweise (Atom)Explosionen, Sprengungen, Gewitter, vulkanische Eruptionen, Geysire, Lawinen, Tsunamis oder Tornados, so haben die Bilder dieser gewaltigen freigesetzten Kräfte ihre ganz eigene Ästhetik.
Daneben gibt es aber auch die kleinen, stillen und mit dem bloßen Auge nicht sichtbaren Elemente, die unter dem Mikroskop betrachtet von hinreißender Schönheit sind, die aber im Inneren unseres Körpers verheerende Schäden anrichten und Millionen von Menschen töten können – Viren.
Die Installation soll allem voran auf die Schönheit und den Variantenreichtum dieser kleinen Killer verweisen und auf metaphorische Weise vermitteln, dass dem Schönen oft auch ein unbekanntes Gefahrenpotenzial innewohnen kann.
Über einem einfachen klassischen Metallbett hängt, bzw. schwebt als potenzielle Gefahr an fast unsichtbaren Nylonfäden ein surreal anmutendes Firmament aus künstlerisch-künstlich erschaffenen Viren, die sich im Luftzug leicht bewegen und dadurch ihre uns unheimliche stille Dynamik zum Ausdruck bringen. In Alpträumen wandelt sich häufig das Schöne in extremer Form zum Schrecklichen und zeigt, dass beides sehr dicht beieinander liegt, gleichsam dem zuweilen schmalen Grat zwischen Leben und Tod. Dieser könnte nicht besser symbolisiert sein, als durch die dünne Angelsehne, an der die Kunst-Viren baumeln – der seidene Faden, an dem das Leben hängt.
Konzeption: Rebekka Liebmann