Der Kulturbetrieb schließt, wir öffnen: #bisaufweiteres
In einer vorerst unbefristeten Ausstellungsreihe reagiert der Kunstverein Neukölln auf die notwendig gewordene, erneute Schließung von Kunsträumen. Geplante Ausstellungen wurden auf unbestimmte Zeit verschoben, eine verlässliche Planung erscheint vorerst nicht möglich zu sein.
Aus diesem Grund führen wir ein für uns neues Format ein: Die Solo-Schaufensterausstellungen.
Bis auf weiteres werden in einem zweiwöchigen Turnus zu den Öffnungszeiten die Fenster zum Ausstellungsraum geöffnet. Zu sehen sein werden raumgreifende Installationen, die sich den Besucher*innen sowie spontanen Flaneur*innen offenbaren. Die Themen mögen von der aktuellen krisenhaften Situation beeinflusst sein oder sich allgemeinen künstlerischen Fragestellungen und Ausdrucksweisen verpflichten.
Bevor sich Robert Tschöke der Kunst widmete, studierte er Physik, deren Faszination ihn bis heute nicht verlassen hat und die in Form physikalischer Fragestellungen sein künstlerisches Œuvre nach wie vor prägt.
Die im Kunstverein Neukölln gezeigte Arbeit Laws of Attraction simuliert einen physikalischen Versuchsaufbau, in dem spielerisch mit der Gravitationskraft umgegangen wird.
Dabei dienen hier als Inspiration die Anfänge des Universums. Das Erkenntnisinteresse des Künstlers richtet sich auf die Erkundung, wie schnell sich Planeten und Monde formen und ausbilden, wenn davon ausgegangen wird, dass in der Entstehungsphase nur ein paar wenige Asteroiden und Sternenstaub vorhanden sind, die sich mittels Gravitationskraft anziehen. Dargestellt ist dies in vereinfachter Form unter den entsprechenden Parametern computersimuliert anhand von etwa 200 weißen Kugeln, die sich, in einem leeren schwarzen Raum positioniert und angestoßen durch den Künstler, gegenseitig anziehen. Für die Betrachtenden wird somit auf lebhafte Weise nachvollziehbar, mit welcher Präzision und Schnelligkeit die grundlegendsten physikalischen Mechanismen in der Entstehung von Planeten und Sternen wirken und fasziniert lässt sich beobachten, mit welcher Leichtigkeit so etwas «Großes» entsteht.
Das Besondere an dieser weitestgehend naturwissenschaftlichen Fragestellung Tschökes ist das poetische Bild, das er hier zeichnet: von kleinen tanzenden Teilchen, die, sich wie spielende Kinder ringelreihend und in Pirouetten um sich selbst drehend, einen wahrhaften Blick in die Schmiede des Universums freigeben und uns letztendlich die Entstehung des großen Ganzen präsentieren. Dies geschieht allerdings nicht ohne
gleichzeitig auch die zerbrechliche Seite des ganzen Konstrukts aufzuzeigen, nämlich wie schnell die Dinge in kosmischen Maßstäben entstehen – sich aber auch ebenso schleunigst wieder auflösen können.
Konzeption: Rebekka Liebmann