In einer Ausstellung im Kunstverein Neukölln beschäftigen sich Korvin Reich und Jean Kirsten mit dem Phänomen des Raumes und der Raumwahrnehmung: Der Raum, ob nun in räumlicher Dimension oder als Idee, bildet den Hintergrund, der Bewegung erst ermöglicht. Für sich genommen wird er nicht erfahrbar, er bleibt nur über Gegenstände in ihm fassbar. Als Phänomen weist er nur in sich selbst auf sich selbst zurück – oder übersteigt sich selbst im Bereich der Wahrnehmung und befindet sich damit letztlich in Lösung.
Wo Objekte auftauchen, entsteht Bewegung im Raum: Entweder sie selbst wechseln den Ort, oder sie werden als ruhende Objekte von den Betrachtenden zueinander ins Verhältnis gesetzt. Der Umgang mit Bildern und Objekten begründet zudem eine Bewegung auf geistiger Ebene und bezieht so den inneren Raum mit ein. Bewegung ist Aktion, Veränderung, Prozess, aber auch Verfall.
Im Kunstverein Neukölln ergibt sich eine makro- und mikrostrukturelle Erschließung des Ausstellungsortes: Kirstens Arbeiten nehmen direkten Bezug auf die äußerliche Raumsituation, Reichs Werke verorten den Raum nach innen, innerhalb der Wahrnehmung selbst.
Korvin Reich zeigt die Bewegung vor allem im ideellen Raum, in Form von Darstellungen, die mathematische wie begriffliche Phänomene beleuchten, wobei über sich selbst hinausweisende Elemente neue, übergeordnete Strukturen bilden. Die formalen bis abstrakten Zeichnungen erzeugen mit ihren Linien und Objekten etwas Bewegungsartiges, das schließlich sogar auf hörbarer Ebene wahrnehmbar scheint.
Jean Kirsten setzt sich mit dem Phänomen Objekt im Raum auseinander, in Form von Platonischen Körpern, aber auch mit Bewegung im Raum, wie er im Tanz stattfindet. Die Kunst Jean Kirstens ist inspiriert von Rudolf von Labans Raumharmonierlehre und der Kinetographie, mit denen er sich seit Jahren auseinandersetzt.