Miet Pondrian: Wasserschaden?

Kartenrecht

7. Oktober 2017 bis 5. November 2017
Vernissage: Freitag, 6. Oktober 2017, 19.00 Uhr
Finissage: Sonntag, 5. November 2017, 19.00 Uhr

Eine Ausstellung der Reihe Überraschung! #1:
Künstler*innen improvisieren kooperativ

Finissage mit Künstlergespräch

Postkarte "Miet Pondrian: Wasserschaden?" von Kartenrecht

Postkarte "Miet Pondrian: Wasserschaden?" von Kartenrecht

Miet Pondrian und die massische Kloderne! Vorschulwitz? Klempnerhumor? Dada oder Gagamanie? Wasserschaden oder Sprung in der Schüssel?

Am Freitag, dem 6. Oktober 2017, um 19 Uhr eröffnet Kartenrecht im Kunstverein Neukölln ihre Ausstellung „Miet Pondrian: Wasserschaden?“. Die lyrische Wendung entstammt weder der Boulevardpresse noch einer Kurznachricht des Preußischen Kulturbesitz. Sondern dem enigmatischen wie offensiven Räderwerk kollektiver Kognition und Produktion mit Namen Kartenrecht.


Kartenrecht agiert und produziert als Kollektiv hoch qualifizierter künstlerischer und kunsttheoretischer Positionen einzigartig impulsiv, improvisierend und situationsspezifisch. Ihre Arbeitsweise erinnert damit eher an die einer eingespielten Band als an die bildender Künstler – ein Typus, dem man traditionell Individualismus bis hin zum Eigenbrödlertum nachsagt und nicht gerade Kompetenzen in Teamarbeit. Nicht so Kartenrecht: Ohne Angst vor gegenseitigem Ideenraub, Identitäts- oder Gesichtsverlust macht sich die Gruppe von der Größe einer Fußballmannschaft parallel zu ihrem Brotjob im Ausstellungsaufbau mit Verve ans gemeinsame Kunst-Werken. Folgerichtig hegen sie Materialvorlieben aus den real konstruierten Metaebenen des Ausstellungsbetriebs, – Reste von Spanplatte, Folien, Plexiglas, Schnur, Gewebeklebeband und dergleichen mehr kann man eben doch „noch einmal gut gebrauchen“.

Heraus kommen Überraschungen: bizarre Gebilde und Kurzfilme spezieller Poesie mit Witz und Biss, die wie nebenbei dem aktuellen Kunstbegriff auf den Zahn fühlen. Geschmeidig entgleitet Kartenrecht gängigen (wenngleich veralteten) Parametern für künstlerischen Erfolg, indem sie Kriterien wie Persönlichkeit, Anzahl, Geschlecht, Preis, Biografie, Kontext und das Produkt selbst auf wundersame Weise in potenter Indifferenz belassen. Und selbst der Grund dafür bleibt ein Geheimnis – zwischen Chaos, Kommunikation und Kalkül ist alles möglich. Seit 2004 erscheint Kartenrecht mal geheimbündlerisch wie zur ersten Ausstellung in den KW Berlin, mal weltöffentlich über artenrechtK auf youtube oder traditionell exponiert wie jetzt im Kunstverein Neukölln. Kontinuierlich aber zeigt sich ihre Vorliebe für die Dynamik des Strudels und für das Temporäre der Produktionen und unvergesslichen Momente im Kartenrecht-Kunstrausch. In barocker Dramatik verdeutlichen dies ihre Kurzfilme „Kernschmelze“, in dem sich eine bemannte, drehbühnenartige Konstruktion stoisch wie Mutter Natur in die Verwüstung rotiert, und natürlich „Seeschlacht“, eine epische Inszenierung mit famoser Tricktechnik, in der Schlachtschiffe klassischer Moderne in apokalyptischen Fluten gegeneinander antreten.


50 Jahre nach Fluxus und 100 Jahre nach Dada startet der Kunstverein Neukölln mit Kartenrecht in seine neue Ausstellungsreihe „Überraschung!“. Die Reihe widmet sich dem Potenzial kooperativer Improvisation in der bildenden Kunst. Es geht um die Erweiterung individueller Vorgehensweisen und Inhalte durch die improvisierte künstlerische Arbeit im Team. Damit ist die Zeit reif für Miet Pondrian. Den Wasserschaden bekommt man gratis dazu – handfest, flüssig oder verdampft. Die Theosophie und der Kunstgott Mondrians winkt aus der Moderne hinterher, und der Moment im kartenrechten Machen dehnt sich in die Vertikale:
Man darf gespannt sein – warten wir’s ab!


Die Ausstellung wird organisiert von Antje Gerhardt und Lars Maurmaier.