Gabriele Künne und Philipp Hennevogl zeigen aktuelle Arbeiten, die die Natur als Randerscheinung oder personifiziertes Gebilde in urbaner Umgebung befragen. Eine zunehmend durch den Menschen veränderte Natur sowie die Veränderung der Wahrnehmung von Natürlichkeit bilden den Kern der Ausstellung im Kunstverein Neukölln. Titel wie „Kookaburra“ und „Schwarzer Frühling“ verweisen dabei mithilfe von traditionellen künstlerischen Materialien und Herstellungsweisen auf Szenarien, die mentale Vorbehalte gegenüber der Aneignungspraxis von Landschaft, Natur und dem öffentlichen Raum artikulieren. Die gewählten Techniken – Linolschnitt bzw. Keramik – nehmen in der Kunstgeschichte eher randständige Positionen ein und werden von den Künstler*innen auf ihre Aktualität hin befragt.
Gabriele Künne schöpft in ihren Keramiken aus einem Repertoire an urbanen und naturhaften Strukturen, die aufgrund ihrer Abstraktion und Kombination eine Vielfalt an Assoziationen ermöglichen. Skulptur als Handlung, die materiell ausgeführt wird, ist bei ihr wichtige Methode der Formfindung. Aus ausgewalzten Tonplatten schneidet sie Stücke, die sie verformt und aufeinander schichtet. Die Formen sind das Ergebnis einer Geste, die auch zerstörerisch wirken kann. Dabei vermeidet sie zusätzliche, effektvoll inszenierte Arbeitsspuren, die Objekte sind nicht zusätzlich modelliert. Es ist, als hätten sie sich nach einem leicht variierenden Konstruktionsprinzip selbst gefaltet. Ihre Arbeiten thematisieren das Planerische unter Einbezug der prozesshaften Artikulation, Destruktion oder des sogenannten Zufalls. In modellhaft inszenierten Systemen wird unter anderem der planende Mensch einer genaueren Betrachtung unterzogen.
Philipp Hennevogl zeigt Linolschnitte, die Porträts von Pflanzen und Situationen im Stadtraum darstellen. Als verlorenes Paradies erscheinen diese ungepflegten Areale, in denen sich unerwartet Pflanzen als Persönlichkeiten darbieten: Sie sind Randgestalten und Protagonisten der städtischen Wildnis. Hennevogls Linolschnitte basieren auf Fotografien, die die Motive auf verblüffende Art transformieren. Anstatt eines schlichten Realismus nimmt man eine überbordende Fülle verschiedener Muster und mäandernder Linien sowie fast halluzinatorisch vibrierende Flächen wahr, die das Vorbild der Natur in der künstlerischen Gestaltung gleichwohl durchscheinen lassen.