Unikat – Film

Roswitha Baumeister · Dagie Brundert · Frédérique Devaux · Distruktur · Elena Duque · James Edmonds · Katrin Eissing · Cécile Fontaine · Jules Leaño · Anaís Córdova Páez · Agnès Perrais · Deborah S. Phillips · Jan Rehwinkel · Pino Sartorio · Tobias Schmücking · Dietmar Schwärzler · Viviane Vagh

28. September 2024 bis 3. November 2024
Vernissage: Freitag, 27. September 2024, 19.00 Uhr
Ausstellungsende: Sonntag, 3. November 2024, 19.00 Uhr

Begleitprogramm:

Samstag, 28.09.24, 20 Uhr
Super 8-Projektion mit Filmen von Dagie Brundert, „Las Manos Misteriosas“, Tobias Schmücking

Samstag, 19.10.24,
20 Uhr: Performance von Roswitha Baumeister
21 Uhr: Super 8 und 16 mm-Projektion mit Filmen von Viviane Vagh, Agnès Perrais

Postkarte Unikat-Film

Foto: Deborah S. Phillips, Design: Renè Moritz

Die Ausstellung Unikat-Film zeigt Filme, die nicht der klassischen Filmdefinition entsprechen. Unikat-Filme sind Filme, die überraschen und in jedem Fall die Vorstellungen von dem, was Film sein kann, stören. Es sind Filme, die anders funktionieren, die oft nicht projizierbar sind und die dem Handwerk näher stehen als der maschinellen Reproduktion. Es sind Unikate.


Fundstück

Foto: Roswitha Baumeister

Roswitha Baumeister versteht sich als Lichtgärtnerin und gestaltende Sammlerin. Unter Anderem hantiert sie im öffentlichen Raum: mit Licht, Bild im Beton, Super8-Film, Glas, Performance. Arbeitsthemen sind: Repräsentation von Frauen, Geschlecht als Fassade, Gedächtnis der Stadt; SPIEL.RAUM.

In den 70er und 80er Jahren habe ich viel mit Super 8 gearbeitet: Licht eingefangen und mit Licht gespielt. Heute mache ich Gleiches mit und in Glas. Mein Fundstück verbindet die gefundenen Überreste eines S-8-Projektors von damals mit den gläsernen Resten eines Glasdenkmals von 2020.


Teil von "Ode an Juni 4"

Dagi Brundert

Dagie Brundert ist Super-8-Filmemacherin. Seit über 30 Jahren entwickelt sie ihre Filme selbst. Nicht wiederholbare, einzigartige Ergebnisse sind ihr Antrieb, der Zufall ist ihr Freund, die Chemieerfahrung ihre Helferin.

Seltenes und völlig abgelaufenes Filmmaterial aus den 70ern (Ektachrome-SO-425, 6 ASA) in modifizierten E6-Entwickler geschmissen und mit Wodka, Kurkuma, schwarzem Tee, Kaffee und Cayennepfeffer entwickelt!


K-Serie

Frédérique Devaux, Foto: Frédérique Devaux

Frédérique Devaux (lebt in Paris) ist Dokumentar- und Experimentalfilmemacherin. Sie arbeitet seit 1980 mit analogen Film. Zusammen mit Michel Amarger produziert sie seit dem Jahr 2000 Cinexperimentaux, eine Reihe über Experimentalfilmer_innen. Devaux  hatte an den Universitäten Paris I Sorbonne, Paris VII und an der berühmten École nationale supérieure Louis-Lumière unterrichtet.

16mm und 35 mm Filmstreifen die in den Filmen der K-Serie benutzt wurden. Sie wurden von der Künstlerin gelöchert, gekratzt und mit Ausschnitten aus anderen Filmstreifen montiert.

 


Corredores de longa distância

Distruktur

Distruktur
Seit 1999 arbeiten Melissa Dullius und Gustavo Jahn gemeinsam. 2006 zogen sie nach Europa und gründeten das Künstlerduo Distruktur. Zwischen Kunst und Film, experimenteller und narrativer Kunst, Fotografie und Bewegtbild, nimmt ihre Arbeit verschiedene Formen an, wie Film, Fotografie, Animation, Installation, Objekt, Grafik, Textilie, Performance und Musik.

Die Läufer sind die beiden kleinen Pferde. Das Bild ist ein Fundstück. Ein 6×9 fotografischer Abzug, wahrscheinlich ein Mittelformat-Negativkontakt. Jede Kopie ist ein Unikat.  Ein Film, der Teil desselben Bildes ist, existiert ebenfalls, bleibt aber diesmal unsichtbar.


o.T.

Katrin Eissing

Katrin Eissing ist Filmemacherin, bildende Künstlerin und Autorin. Ihre Filme wurden auf deutschsprachigen und internationalen Festivals eingeladen. Sie ist langjähriges Mitglied von LaborBerlin. Sie schreibt und publiziert für Filmzeitungen, bei Peter Engstler und im Selbstverlag.

Mathematisches Rätsel

Was ist das?

  • kompakt, konkret, komplex konstruiert, lang und breit, Haut auf spanish
  • eine Strecke die abgeschritten werden kann, eine Zeit die vergeht wird Fläche, ist ein Abbild
  • auf eine Wand geworfen: das Licht erzeugende Konstrukt eines Raumes
  • Tod, Hass, Verständnis, Erinnerung. Menschen in mechanischer Bewegung
  • Gesichter in deren Menschen wir uns verlieben… die schon lange tot sind
  • Hände und wie sie klavierspielen, streicheln oder einen Film zusammenkleben
  • Sich das bildlich vorstellen, die Handfächen
  • Gleichzeitigkeit von transparenten Gedanken vieler Menschen die nebeneinander stehen oder sitzen
  • Versuche und Erfolge beim Zeigen, das Herstellen durch Zurückspulen von Doppelbelichtungen. Flops
  • Schwarze Streifen an eine Wand nageln und dabei denken: das ist so Kino!
  • Wie ich das im Atelier tue und Deborah zugleich zu mir am Telefon am anderen Ende der grossen Stadt sagt: „Ok, Ich mache jetzt eine Handbewegung in deine Richtung.“
  • Ein Raum voller Geschichten mit Gesprächen darüber

Ok ihr wisst es jetzt…

 


o.T.

Cécile Fontaine, Foto: Cécile Fontaine

Cécile Fontaine (*1957, lebt in Paris) studierte Anfang der 80er Jahre Kunsterziehung in Boston und anschließend Experimentalfilm am Massachusetts College of Art und am Mass Art College bei Saul Levine. In dieser Zeit begann sie, ihre eigene Art des Filmemachens zu entwickeln. Diese zeichnet sich vor allem durch mechanische Eingriffe in das Found-Footage-Filmmaterial wie Schneiden, Lochen, Collagieren und Behandlung mit chemischen Substanzen aus. Ende der 80er Jahre zog sie nach Paris. Dort lernte sie Yann Bauvais und Miles McKane kennen, die Gründer von Light Cone. Light Cone vertreibt seitdem ihre Filme.

Die Künstlerin hat die Found-Footage-Filme mit verschiedenen Chemikalien wie Bleichmittel oder Seife behandelt. Darüber hinaus wurden sie perforiert oder mit Ausschnitten anderer Filmstreifen montiert.


Winter.Sommer

Jules Leano

Jules Leaño ist eine schottisch-philippinische Filmkünstlerin und Anthropologin, die in ihrer Arbeit die Beziehung zwischen visuellen Medien und gelebter Realität untersucht.

Winter.war eine Filmperformance, die eine der weniger bekannten Auswirkungen der globalen Erwärmung erforscht – dass Schadstoffe, die sich über Jahrhunderte in den gefrorenen Eiskappen angesammelt haben, wieder in die Umwelt gelangen. Am 14. März 2024 wurde eine Loop aus gefundenen Super-8-Heimvideos von Strand- und Winterurlauben auf eine Leinwand aus Eis, das mit verschiedenen Haushaltschemikalien kontaminiert war, projiziert. Während der Film projiziert wurde, schmolz die Leinwand. Das Eiswasser mit den Chemikalien tropfte auf das Filmloop und beschädigte langsam und die Filmemulsion. Mit jedem Durchlauf veränderten sich die Bilder, da die Emulsion mehr und mehr beschädigt wurde: in dieser Ausstellung ist Filmmaterial daraus zu sehen. Daraus machte Jules, für diese Ausstellung, eine Installation.


Las Manos Misteriosas

Elena Duque, James Edmonds, Deborah S. Phillips, Pino Satorio, Dietmar Schwärzler, Foto: Deborah S. Phillips

Las Manos Misteriosas
2021, im Rahmen des Cinema Periferico Filmfestivals in A Coruña, hatten wir uns über kollektives Filmemachen unterhalten. Pino hatte seine S8-Kamera dabei. Also drehten wir gemeinsam einen kleinen Film, zwischen Empfängen und Vorführungen. In diesem Film sind viele Aspekte klassischer, handgemachter Kunst zu sehen.

Ein Kollektivfilm von Elena Duque, James Edmonds, Deborah S. Phillips, Pino Sartorio, Dietmar Schwärzler


Hematic / Hemática

Anaís-Córdova-Páez, Foto: Anaís-Córdova-Páez

Anaís Córdova Páez (*1989, lebt in Madrid)  widmet sich der Frage, wie Politik, Ökologie, Gender und bewegte Bilder im Zeitalter des Internets miteinander in Dialog treten. Sie arbeitet mit Künstlern und Kollektiven aus dem globalen Süden zusammen. In ihren Projekten als Kuratorin und Produzentin beschäftigt sich mit Themen wie Umwelt, Autonomie und Lust.

Dieser Film ist eine Begegnung zwischen anämischem Menstruationsblut und nicht-anämischem Blut – ein Ergebnis der chemischen Wirkung von Eisen aus dem Körperinneren auf den Silberfilm. Blut als Flüssigkeit, eine mit Nährstoffen gefüllte Flüssigkeit, als Territorium.


Projet Herbier (work in progress)

Agnès Perrais, Foto: Agnès Perrais

Agnès Perrais (lebt in Paris) ist Dokumentar und Experimentalfilmemacherin. Ihre Beziehung zum Film begann im Dokumentarfilmbereich, während sie an ihrer Doktorarbeit über die Verbindung von Poesie und Politik im Kino schrieb. Später entdeckte sie den analogen Film durch die Begegnung der Labore l’Etna und l’Abominable (Navire Argo). Perrais is Mitglied der Kollektive L’Etna, La Poudrière, Le Navire Argo, Les Éditions und Le Dé rouge.

Für diese Serie von Rayogrammen wurden Pflanzenteile wie Blätter, Blüten und Samen auf 35-mm- oder 16-mm-Schwarzweißfilm aufgebracht und belichtet. Während der Entwicklung wurde die Reihenfolge der Bäder absichtlich vertauscht, um ungewöhnliche Farben zu erzeugen.

FILM: Lierre (Efeu), 16 mm, 2021, 2 Minuten.
Tirage à plat de feuilles de lierre en cours de décomposition.


105

Jan Rehwinkel

Jan Rehwinkel hat Visuelle Kommunikation studiert und lebt als Filmemacher und Cutter in Berlin. Bei der Auseinandersetzung mit Film interessiert ihn das Bearbeiten von Material – der Filmstreifen als Leinwand, auf den Farben auf– und abgetragen werden. Durch das Bemalen von Einzelbildern einer Bildfolge entstehen zwar Unikate, die aber auch eine Einheit bilden. Was sagt das einzelne Bild aus, was erzählt die Folge von Bildern?

Durch das Bearbeiten des Filmmaterials mit Farben und Werkzeugen findet eine Zweckentfremdung des zeitbasierten Mediums statt. Anstelle von Bewegung wird eine Folge von Momenten gezeigt, in denen man verweilen kann.


Gunn-Hilde, Bruce & Dinge auf meiner Fensterbank

Tobias Schmücking

Tobias Schmücking, geb. 1969, hat Film studiert, lebt in Köln und macht experimentelle und narrative Kurzfilme, meist analog, auf Super8 und oft selbstentwickelt.

Mehrere Super8 Testfilme aus dem Sommer 2023 zur Vorbereitung von Dreharbeiten und aus dem Winter 23/24
zum Austesten der Chemikalien zur Entwicklung der Filme von eben jenem Dreh, spiegeln das kreative Chaos in meiner Wohnung wieder.


Our Parc Montsouris, or a Super8, promenade of the branches of a tree in Winter

Viviane Vagh, Foto: Lawinia Rate

Viviane Vagh (lebt in Paris), ihre künstlerischen Wanderungen von Australien und den USA nach Europa und die Verflechtung ihrer künstlerischen Erfahrungen und Forschungen in verschiedenen Bereichen sind das Ergebnis ihrer transdisziplinären und grenzüberschreitenden Kreativität.

“The Kodakchrome 40 was to be discontinued and my nostalgia made me search for a meaning. As always my films and other creative experiments showed me the way and gave me comfort. While searching for a film for the exhibition, this film strip imposed itself radically!” (Viviane Vagh)


 

Organisiert von Deborah S. Phillips und Lawinia Rate.